Swiss Orchestra
So., 15. Mai
|Lausanne
SCHWEIZER SINFONIK IM FOKUS
Zeit & Ort
15. Mai 2022, 17:00 – 19:00 MESZ
Lausanne, All. Ernest-Ansermet 3, 1003 Lausanne, Schweiz
Über die Veranstaltung
Johann Carl Eschmann (1826 Winterthur – 1882) Grosse Konzert-Ouvertüre
Frank Martin (1890 Genf – 1974) «Trois Danses» für Oboe, Harfe, Streichquintett und Streichorchester
Johannes Brahms (1833 – 1897) Symphonie Nr. 3, op. 90
Der Winterthurer Johann Carl Eschmann studierte unter anderem bei Felix Mendelssohn Bartholdy und Ignaz Moscheles in Leipzig bevor er in seiner Heimatstadt sowie Schaffhausen und Zürich als Klavierlehrer und Komponist wirkte. Er gehörte zum engeren Freundeskreis Richard Wagners und war mit Johannes Brahms befreundet, der ihn als Komponisten sehr schätzte. Eschmanns Werke sind stilistisch von Robert Schumann und Felix Mendelssohn beeinflusst. Nichtsdestotrotz entwickelte er schon früh eine eigene Tonsprache mit unerwartet rhythmischen Feinheiten und harmonischen Wendungen. Seine Grosse Konzert-Ouvertüre, entstanden 1847, ist eine seiner frühen Kompositionen und blieb (leider) sein einziges Werk für Orchester.
Im Gegensatz zu Eschmann gehört der Westschweizer Frank Martin zu den bekannteren Persönlichkeiten unter den Schweizer Komponisten. Auf Wunsch seiner Eltern begann er zunächst Mathematik und Physik in Genf zu studieren, widmete sich jedoch immer stärker und schliesslich ganz der Komposition. In Genf arbeitete er in der Folge eng mit Emile Jaques-Dalcroze zusammen und gründete zur Pflege der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts die dortige «Société de musique de chambre». Neben grossen Vokalwerken schuf Martin anspruchsvolle Instrumentalmusik. So die «Trois Danses» für Oboe, Harfe, Streichquintett und Streichorchester, die mit Flamenco-Rhythmen spielen. Die «Trois Danses» wurden am 9. Oktober 1970 in Zürich unter der Leitung von Paul Sacher und den Solisten Heinz und Ursula Holliger uraufgeführt.
Die in der zweiten Konzerthälfte erklingende 3. Symphonie von Johannes Brahms schlägt eine Brücke zum romantischen Konzertbeginn. Die 3. Symphonie entstand 1883 und fällt damit in die Zeit des sogenannten «Musikstreits» zwischen Vertretern der Neudeutschen Schule, die in sinfonischer Dichtung und Programmmusik die Zukunft der Musik sahen und Verfechtern der «absoluten» Musik, die Kompositionen frei von aussermusikalischen Inhalten vertraten und zu denen auch Brahms zählte. Letztere vertraten die Auffassung, dass Musik nicht an programmatischen Aussagen, sondern allein an innermusikalischen künstlerischen Ansprüchen gemessen werden solle, wie es in der Wiener Klassik üblich war. Nicht verwunderlich, dass die Resonanz auf dieses Werk gespalten war. Während die einen es ablehnten, gerieten andere ins Schwärmen. So schreibt Antonín Dvořák an seinen Verleger Simrock «Welch herrliche Melodien sind da zu finden! Es ist lauter Liebe und das Herz geht einem dabei auf.» Und Clara Schumann schreibt an Brahms: «…jeder Satz ein Juwel! – Wie ist man von Anfang bis zu Ende umfangen von dem geheimnisvollen Zauber…»